In den vorangehenden sechs Kapiteln wurde das Untersuchungsgebiet ``Genetische Algorithmen zur Molekülstrukturoptimierung'' erörtert und in Bezug auf die gestellte Aufgabe vertieft. Altbekannte und neu entwickelte Operatoren für Genetische Algorithmen wurden in extensiven Testläufen untersucht und die praktisch ermittelten Ergebnisse unter Zuhilfenahme theoretischer Überlegungen bewertet. Zuletzt wurde ein genetischer Multipopulationsalgorithmus entwickelt, dessen Leistungsfähigkeit die von bekannten Einfachpopulationsalgorithmen übertrifft und Optima für ein gegebenes Molekül reproduzierbar ermittelt.
Neben vielen kleinen Teilergebnissen stehen vier wichtige Erkenntnisse als Fazit dieser umfassenden theoretischen und empirischen Untersuchungen:
Hier zeigt sich ein deutlicher Einfluss der Anzahl der
Kreuzungspunkte. Der N-Point Crossover mit nur 1 Punkt ist allgemein
bei Molekülstrukturoptimierung mit kleinen Populationen immer
schlechter als mit mehreren Kreuzungspunkten. Interessanterweise
sind die Distributionen für N-Point Crossover bei 1, 2, 3 und 5
Kreuzungspunkten alle verschieden, bei steigender Anzahl an
Kreuzungspunkten sinkt der durchschnittlich gefundene
Energiewert. Dies ist bei einer Mutationsrate von 0,001 sehr deutlich
ausgeprägt, bei einer Rate von 0,01 ist es immerhin noch
quantifizierbar. Dies erhärtet die Aussage, dass bei kleinen
Populationsgrößen stärkere Disruption erwünscht ist.
Ein weiteres Indiz für die Richtigkeit dieser Aussage geben die Werte
für Randomwalk mit einer durchschnittlichen Anzahl von 10 bzw. 20
Kreuzungspunkten. Im Ergebnis sind die durchschnittlich gefundenen
Energiewerte denen des N-Point Crossovers entweder überlegen (bei
einer Mutationsrate von 0,001) oder zumindest gleichwertig (bei einer
Mutationsrate von 0,01).
Wie bei den Uniform-Operatoren dargestellt, bewirkt dann aber eine zu
starke Disruption wieder einen Abfall der Effizienz im Verhalten der
Genetischen Algorithmen. Die Erklärung hierfür liegt in der Tatsache,
dass Building-Blocks bei diesem Operator kaum jemals komplett vererbt
werden. Dadurch wird die Rekombinationshäufigkeit dieser Blöcke
drastisch herabgesetzt und somit die Leistung des GA gemindert. Dass
trotzdem noch ``akzeptable'' Ergebnisse erzielt werden, spricht für
die These, dass die Building-Block-Hypothese allein noch nicht den
Erfolg von GAen erklären kann.
Als bemerkenswerte Tatsache am Rande sei noch auf die Anzahl der
benötigten Evaluationen hingewiesen. Beim N-Point Crossover sinkt die
Zahl der Evaluationen beständig mit der Zunahme der Kreuzungspunkte
bzw. der Verminderung des durchschnittlich gefundenen
Energiewertes. Wird dies unter Berücksichtigung der Werte für Random
Crossover extrapoliert, so kann die Hypothese aufgestellt werden, dass
es eine feste Anzahl an Kreuzungspunkten geben muss, bei welcher die
durchschnittlichen Energiewerte nicht mehr weiter verbessert werden,
aber die Zahl der Evaluationen bei mehr Kreuzungspunkten trotzdem auf
demselben Niveau konstant bleibt. Bei der Mutationsrate von 0,01 muss
diese Zahl an Kreuzungspunkten zwischen 4 und 5 liegen, da die Anzahl
der Evaluationen von N-Point 3 nach N-Point 5 sinkt, aber dann für
Randomwalk 10 und Randomwalk 20 konstant geblieben ist. Auch der
Uniform Crossover mit durchschnittlich 120 Kreuzungspunkten braucht
ungefähr genauso viele Evaluationen, wenn auch mit einem schlechteren
Ergebnis. Bei Uniform Crossover mit ca. 180 Punkten sinkt dann die
Zahl der Evaluationen noch einmal bei vergleichbaren Werten in den
gefundenen Energieminima.
& & 5 & 126 & 21,34 & 1,67 & 17,81 & 28,42 & 34981
0,01 & & 2-48 & 252 & 22,29 & 1,89 & 17,86 & 28,78 & 41635
& RndWlk& 10& 126 & 21,41 & 1,66 & 16,97 & 26,21 & 34920
& & 20& 126 & 21,40 & 1,60 & 17,56 & 27,63 & 34289
& & 120&189 & 22,26 & 1,84 & 15,99 & 28,50 & 35233
&Uniform& 180&63 & 22,11 & 2,05 & 18,18 & 27,47 & 32346
pMut:Mutationswahrscheinlichkeit; # XOvP:Anzahl Kreuzungspunkte;
N:Anzahl Beobachtungen; tex2html_wrap_inline$$ En.:Mittelwert der Energie;
Min:Minimaler Mittelwert; Max:Maximaler Mittelwert;
XOvTyp:Crossover-Typ (RndWlk=Randomwalk);
tex2html_wrap_inline$$:Standardabweichung des Mittelwerts;
nEvals:Durchschnittliche Anzahl benötigter Evaluationen;
tex2html_wrap_inline$|$Ztex2html_wrap_inline$|$:Fehlerwahrscheinlichkeit bei Annahme der Hypothese auf
Ungleichheit der Distributionen;